Samstag, 30. März 2013

Schmetterling aus Staub - Anna Palm

 Rezension zu "Schmetterling aus Staub" von Anna Palm


 ISBN 9783862652518 , Fester Einband, 344 Seiten, Kinder- & Jugendbuch, Dystopie
Erscheinungsdatum: 01.02.2013 bei Schwarzkopf & Schwarzkopf

Inhalt

"Ihr seid mutig, und ich glaube an Mut. Auch wenn ich selbst nicht genug davon hätte. Die meisten Menschen in Alemania akzeptieren ihr Schicksal. Es gibt einige, die verstehen, was wirklich vor sich geht. Es gibt wenige, die im Untergrund dagegen vorgehen. Aber ihr seid die Ersten, die sich ihrem Schicksal stellen wollen." (S. 215)

Deutschland im Jahre 2222: Nach einer Infektion, die die Bevölkerungszahlen drastisch hat sinken lassen, hat sich das Land verwandelt. Alemania wird es nun genannt und von einem Diktator beherrscht, Caesar.
Im Alter von acht Jahren werden alle Kinder einem Selektionsverfahren unterzogen. Dort entscheidet sich, ob sie bei ihren Eltern leben können oder in einen anderen Teil des Landes geschickt werden - zu den Harmonie-, Ehrgeiz- oder Machtmenschen. Oder aber zu den Risikos, die als Aufrührer und Außenseiter gelten.

Mika ist nicht wie die anderen Mädchen in Seelenheide, wo die Harmoniemenschen ein rundum glückliches Leben führen. Sie empfindet Dinge, die nicht zu der ihr zugewiesenen Eigenschaft passen wollen: Abenteuerlust, Interesse für Astrologie, einen Sinn dafür, dass sie Zustände im Land nicht gerecht sein können.
Dann sitzt da plötzlich Aaron auf ihrer Mauer, ein Risiko. Und er ist der Meinung, dass dieses System endlich gestürzt werden muss...

Meine Meinung


Je mehr Dystopien man kennt, desto schneller passiert es, dass man das Gefühl hat, eine Geschichte sei von anderen abgekupfert oder durch typische Klischees des Genres vorhersehbar.
Bei "Schmetterling aus Staub" ist es anders. Es beginnt schon damit, dass die Geschichte in Deutschland angesiedelt ist.
Der Hauptunterschied zu vielen anderen Dystopien besteht für mich jedoch darin, dass der Schwerpunkt nicht darauf liegt, dem Leser eine düstere Zukunftsvision vor Augen zu malen, sondern eine Botschaft zu vermitteln, die so zeitlos wie universal gültig ist:

Im Grunde wissen wir alle, dass Gemeinschaft nur funktioniert, wenn jeder seine Stärken einbringt und die Schwächen des anderen verzeiht und ausgleicht, wo er kann. Es klingt so simpel. Ist es aber nicht und diese Erfahrung bleibt niemandem erspart. Für jeden gibt es irgendwen, für den er kein Verständnis aufbringen kann; jeder hat einen anderen wohl schon für seine Andersartigkeit mit Missblilligung oder sogar Verachtung gestraft.
In Alemania ist dafür eine Lösung geschaffen worden. Unterschiede haben für Grenzen gesorgt. Niemand muss sich mehr mit Menschen herumschlagen, die eine ganz andere Wesensart haben. Jeder lebt unter seinesgleichen. Doch die Sache hat einige Haken. Niemand kann immer nur ein und dieselbe Rolle erfüllen. Außerdem sorgt die Trennung dafür, dass eines der größten Potenziale der Menschheit ausgeschaltet wird: die Fähigkeit, einander zu ergänzen.

Anna Palm gelingt es, diese Thematik in eine mitreißende und spannungsgeladene Geschichte einzuweben, durch die wesentliche Dinge deutlich werden, ohne beim Namen genannt werden zu müssen.
Es gibt keine leeren Behauptungen - die Handlung wird zum Beweis ihrer eigenen Intention.

Doch noch viel mehr steckt in diesem wunderbaren Buch, in allererster Linie vier einzigartige Charaktere, von denen jeder auf dem Weg seine ganz persönlichen Hindernisse überwinden muss, mit schmerzhaften Erkenntnissen konfrontiert wird und daran wächst.

Überzeugend wird eine Welt dargestellt, die ursprünglich vielleicht darauf abzielte, Gesellschaft besser funktionieren zu lassen, dabei aber die Menschlichkeit selbst vernachlässigte und immer mehr von Machtgier geprägt wurde.
Auch welche Ausmaße Ausgrenzung annehmen kann, wird deutlich.

An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, wie gut mir die Namen der vier Bereiche gefallen haben, in die Alemania aufgeteilt ist: Seelenheide, Geistfurt, Machthall und Sturmbruch - jedes der Worte sagt so viel über das, was es beschreibt!

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich das Gefühl hatte, dass der vermeintliche Höhepunkt, auf den alles hinsteuerte, letztendlich nicht besonders dramatisch ausfiel. Die Lösung war mir dann doch irgendwie zu einfach.
Aber - wie man so schön sagt - der Weg ist das Ziel. Und der Weg war zwar oft steinig, aber gerade dadurch eine Herausforderung für die Charaktere, die sie stärker machte, als sie es selbst je für möglich gehalten hätten, und insgesamt ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

Am Ende erwartet den Leser weder die absolute Katastrophe noch ein vollkommen makelloses Happy End und auch das rechne ich dem Buch als dicken Pluspunkt an. Es wirkt realistisch und gibt ausreichend Raum für eine große Portion Hoffnung. Aber mehr wird noch nicht verraten ;)

Fazit


Mir hat schon "die Selbstvergessenen" (zu meiner Rezi) von Anna Palm wahnsinnig gut gefallen, aber "Schmetterling aus Staub" konnte meine Begeisterung noch einmal steigern und ich kann es nur weiterempfehlen! Super finde ich auch, dass es ein Einteiler und somit in sich abgeschlossen ist.
Meiner Meinung nach hat sich das Buch die vollen fünf Sterne definitiv verdient!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ok das kommt auf meine wunschliste :D hört isch super an :)