Freitag, 7. Oktober 2016

Flawed 1 - Cecelia Ahern

Rezension zu "Flawed - Wie perfekt willst du sein?"
von Cecelia Ahern


Hardcover, 480 Seiten 
 FISCHER FJB (29. September 2016)
ISBN-13: 978-3841422354
Preis: 18,99 €
Band 1 von 2   

Worum geht's?


Ich habe gelernt, dass mutig zu sein bedeutet, in jedem Augenblick die Angst in sich zu spüren. Der Mut übernimmt nicht einfach die Führung, gewinnt nicht einfach die Oberhand, er muss sich bei jedem Wort und jedem Schritt von neuem durchkämpfen, es ist ein ständiger Kampf, oder eine Art Tanz. Man braucht Mut, um etwas zu meistern, aber man braucht sehr viel Angst, um mutig zu sein.  (S. 159)

Die siebzehnjährige Celestine lebt in einer Gesellschaft, in der Perfektion in allem, was man tut, das Höchste ist. Bisher hat sie sich in dieses System immer vollkommen eingefügt und ist sogar mit dem Sohn eines der Gilden-Richter, die die Urteile in Fällen von "Fehlerhaftigkeit" fällen, zusammen.
Doch dann ereignet sich eines Morgens im Bus etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt - und plötzlich muss Celestine selbst sich vor dem Gericht verantworten. Kann sie etwas widerrufen, was in ihren Augen das einzig Richtige gewesen ist?

 

Was mich neugierig gemacht hat:


Vor ein paar Jahren habe ich einige Romane von Cecelia Ahern gelesen, darunter "Für immer vielleicht", "Vermiss mein nicht" und "Ich schreib dir morgen wieder". Ich mochte schon damals ihre Art zu schreiben, aber Frauenromane sind eigentlich nicht so meins. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sie sich nun unerwartet in meinem Lieblingsgenre versucht hat.

Wie es mir gefallen hat:


Obwohl das Buch mit seinen 480 Seiten recht dick ist, bin ich beim Lesen regelrecht durch die Seiten geflogen.
Die Grundidee, eine Dystopie, in der Perfektion in der Gesellschaft oberste Priorität hat, ist eigentlich sehr nahliegend und simpel. Die Hintergründe bleiben auch erst mal eher schablonenhaft - der Überblick, was genau in diesem System als perfekt oder fehlerhaft durchgeht und wo die Grenze gezogen wird, sowie darüber, wie sich ein solches Verfahren überhaupt durchsetzen und in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert werden konnte, fehlt mir auch jetzt, nachdem ich den ersten Band beendet habe, noch ein bisschen. Doch die fesselnde und temporeiche Geschichte holt einen trotzdem schnell ab und lässt darüber hinwegsehen, dass der Weltentwurf noch nicht zu Hundertprozent erschlossen wird.

Während nach und nach immer mehr interessante Nebenfiguren auftreten, die manchmal schwer einzuschätzen sind und Raum für viele Spekulationen ermöglichen, hat Clementine als Hauptfigur mich hin und wieder etwas ratlos gemacht.
"Ich denke oft, dass du klüger bist, als du vorgibst, aber manchmal wirkst du auch wie ein Kind - als wärst du in etwas reingeraten, was unendlich viel größer ist als du, und jetzt kommst du nicht mehr raus." (S. 388)
Das Zitat trifft es da ziemlich auf den Punkt, bringt mich allerdings auch zu der Annahme, dass die Autorin Celestine bewusst so angelegt hat. Um zu zeigen, wie krank das System tatsächlich ist, brauchte sie eine Figur, die gar nicht die Ausmaße ihres Handels begreift. Dazu gehört auch, dass Celestine zu Beginn einige der klassischen Klischees bedient - beliebt, talentiert, toller Freund. Aber vielleicht war auch das nötig, um ihren Fall besonders tief wirken zu lassen.
Insofern denke ich, dass sie, auch wenn ihre Naivität als störend empfunden werden kann, doch eine geschickt entwickelte Figur ist. Was ich mir allerdings gewünscht hätte, wäre, dass sie schon zuvor leise Zweifel am System gehabt hätte. Das wäre für mich glaubwürdiger gewesen als der nun doch sehr plötzliche Meinungsumschwung.

Über einige Figuren (für die, die es schon gelesen haben: Art, Juniper, Carrick, Pia) hätte ich gern mehr erfahren und hoffe, dass sie in Band 2 noch mehr Szenen bekommen haben, da sonst einiges an Potenzial ungenutzt verpuffen würde.
Außerdem hoffe ich, dass es nicht auf die typische Liebesgeschichte hinausläuft - im Moment ist das noch schwer einzuschätzen.

Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich Band 2 auf jeden Fall lesen möchte - zum Glück erscheint er bereits im November auf Deutsch.

(Für wen) Lohnt es sich?


Die Antwort "Fans der Autorin" passt hier wohl nur bedingt - denn man sollte in diesem Fall natürlich auch etwas für Dystopien übrig haben, da sich "Flawed" doch sehr von ihren bisherigen Romanen unterscheidet.
Die Geschichte weist ein paar Ähnlichkeiten und Parallelen zu "Infernale" von Sophie Jordan auf, sodass ich sie auch denjenigen ans Herz legen würde, die dieses Buch und seine Thematik mochten.

Durch einige doch recht heftige Szenen würde ich es ab frühestens 14/15 Jahren empfehlen; als All-Ager, wie es vermarktet wird, sehe ich es aber nicht, sondern doch eher als Buch für Jugendliche/junge Erwachsene und ältere Leser, die sich immer noch gern mit Büchern dieser Zielgruppe beschäftigen.
 

In einem Satz:


"Flawed - Wie perfekt willst du sein?" ist ein mitreißender erster Teil der Dilogie, der einen trotz der teils mangelnden Selbstreflektion der Protagonistin nicht loslässt, sobald man einmal angefangen hat.

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