Dienstag, 26. Januar 2016

Selection 4 - Kiera Cass

  Rezension zu "Selection - Die Kronprinzessin"
von Kiera Cass

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
FISCHER Sauerländer (23. Juli 2015)
ISBN-13: 978-3737352246
Originaltitel: Selection - The Heir
Band 4 von 5 

Rezis zu Band 1 - Band 2 - Band 3

 

Worum geht's?


 Wer war ich denn überhaupt? Eine Hälfte eines Zwillingspaares. Die Erbin eines Thrones. Einer der mächtigsten Menschen der Welt. Das größte Ablenkungsmanöver aller Zeiten. Nie einfach nur eine Tochter. Nie einfach nur ein Mädchen. (S. 152)
America und Maxon regieren nun schon seit Jahren über ihr Königreich. Doch auch wenn das Kastensystem abgeschafft ist, gibt es immer noch Unruhen und schlechte Stimmung im Volk. Die frühere Abstufung der Menschen ist noch fest in den Köpfen verankert.
Um die Lage mit einer großen Show zu beruhigen, bitten König und Königin ihre älteste Tochter Eadlyn um einen großen Gefallen: Sie soll ein Casting starten wie das, in dem ihre Eltern einst zusammengekommen sind. Und so sieht sich die toughe Prinzessin, die bisher immer gut allein zurechtgekommen ist, plötzlich 35 Heiratskandidaten gegenüber ...

Was mich neugierig gemacht hat:


Ich muss zugeben, dass meine Begeisterung zur Selection-Reihe im Laufe der Trilogie um Maxon und America stark abgenommen hat. Der ganze Hype und die Protagonistin, die sich meiner Meinung nach nicht zum Positiven entwickelt hat, sowie das überstürzte und für mich leider unglaubwürdige Ende von Band 3 haben da ihren Teil beigetragen.
Jetzt, wo der Spieß in Band 4 aber umgedreht wird und wir es mit der nächsten Generation zu tun bekommen, wollte ich der Reihe aber noch eine Chance geben und habe gehofft, dass Eadlyn ein bisschen frischen Wind in das Ganze bringen kann.

Wie es mir gefallen hat:


Mein Entsetzen über das Ende des letzten Bandes war wahrscheinlich nicht mehr zu toppen, und somit gab es für mich mit "Selection - Die Kronprinzessin" zumindest wieder eine kleine Steigerung der Reihe ins Positive. Dem standen leider aber auch einige Aspekte im Weg, Punkte, mit denen Kiera Cass aus meiner Sicht Potenzial verschenkt hat.

Dass wir es hier mit einer neuen Protagonistin - Maxons und Americas Tochter - zu tun bekommen, ist zunächst einmal gut, weil Americas Erzählstimme in meinen Augen einfach schon ausgereizt war.
Ich war sehr gespannt, auch weil Eadlyn schon zu Beginn des Buches 18 Jahre alt ist (und damit älter als America zu Beginn der Reihe). Allerdings wirkt die Kronprinzessin im Gegensatz zu ihrer Mutter etwas künstlich und für ihr Alter doch sehr kindlich. Ich hatte den Eindruck, Kiera Cass hat sich ein paar Notizen von Eigenschaften gemacht (störrisch, etwas egoistisch und überheblich, will sich selbst beweisen, hat Angst, die Kontrolle zu verlieren) und daraus dann Eadlyn gebastelt. Hätte sie behauptet, ihre Figur wäre 13 oder 14 hätte ich ihr das auch abgenommen.

Man lernt die Prinzessin nicht aus der Erzählperspektive oder der Handlung heraus kennen, sondern bekommt von ihr selbst ständig unter die Nase gerieben, wie sie tickt - sie beschreibt mehrfach, wie schwer es ihr fällt, die Hilfe von anderen anzunehmen, die Zügel aus der Hand zu geben oder überhaupt jemanden an sich heranzulassen. Show, don't tell, sag ich hier nur. Diese Dinge hätte man sich auch alle sehr gut aus der Geschicht erschließen können, ohne sie dauernd beschrieben zu bekommen.

Das Casting erlebt man hier eher aus der Distanz, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Eadlyn ja nicht Teilnehmerin sondern Gastgeberin ist und zusätzlich eben kaum Interesse daran hat, einen Mann zu finden. Dadurch erscheinen auch die meisten Kandidaten leider recht blass.
Positiv aufgefallen ist mir hier eigentlich nur der Teilnehmer aus dem Nachbarland Swendway, der seinen eigenen Übersetzer braucht und ein überaus guter Koch ist. Warum hat Kiera Cass nicht auch weitere Charaktere ähnlich individuell erfunden? Sie kann es doch!
Eadlyns Verhältnis zu Kyle, einem Kandidaten aus Eadlyns persönlichem Umfeld, fand ich unglaubwürdig. Erst war es, als würden sie einander wie Fremde behandeln, dann hieß es auf einmal, sie hätten sich ja immer schon gut gekannt.

Aber um mit etwas Positivem abzuschließen: Ich habe keinen Schimmer, wie Eadlyns Casting ausgehen und ob sich die Bevölkerung wieder beruhigen wird und werde allein schon deswegen auch dem nächsten und letzten Band eine Chance geben.
Am Ende gab es auch noch einen unerwarteten Schockmoment, der die sonst im Buch eher mäßig plätschernde Spannung noch einmal bündeln konnte.

(Für wen) Lohnt es sich?


Alle Fans von der Selection-Trilogie um America werden der Reihe wohl so oder so treu bleiben. Wer neu einsteigt, sollte lieber mit "Selection" (dem ersten Band mit dem blauen Cover) beginnen.
Das Buch ist wie gewohnt kurzweilig und unterhaltsam, reicht aber meiner Meinung nach nicht an den Auftakt der Serie heran. Es bietet nichts großartig Neues und spricht trotz volljähriger Protagonistin vielleicht eher die Jüngeren (ab 13/14 Jahren) an.
 

In einem Satz:


Die nächste "Selection"-Generation sorgt zwar für Unterhaltung, hat aber leider eine sehr konstruiert wirkende Protagonistin, und man hat insgesamt das Gefühl, dass aus der Grundidee langsam die Luft raus ist. 

Keine Kommentare: